Studien zur Anthroposophie

Michael Muschalle


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Michael Muschalle

Rudolf Steiners Begriff der Denk-Beobachtung

(Stand 12.07.01)

Kapitel 8

Denk-Erfahrung, Denk-Beobachtung und Denk-Beschreibung

Rudolf Steiner hat in seiner Schrift "Wahrheit und Wissenschaft" einen zwar knappen aber klaren Satz dazu gesagt, was es heißt, sein Denken zu beobachten. Es geht daraus hervor, daß er unter diesem "Beobachten" versteht, das Denken unter beschreibende Kategorien zu bringen: "Die Beschreibung des Denkens ist zugleich die Wissenschaft des Denkens." sagt er dort. "In der Tat war auch die Logik nie etwas anderes als eine Beschreibung der Denkformen, nie eine beweisende Wissenschaft. Der Beweis tritt erst ein, wenn eine Synthesis des Gedachten mit anderweitigem Weltinhalte stattfindet. Mit Recht sagt daher Gideon Spicker in seinem Buche: «Lessings Weltanschauung» (S. 5): «Daß das» Denken an sich richtig sei, können wir nie erfahren, weder empirisch, noch logisch. » Wir können hinzufügen: Beim Denken hört alles Beweisen auf. Denn der Beweis setzt bereits das Denken voraus. Man kann wohl ein einzelnes Faktum, nicht aber das Beweisen selbst beweisen. Wir können nur beschreiben, was ein Beweis ist. In der Logik ist alle Theorie nur Empirie; in dieser Wissenschaft gibt es nur Beobachtung." 98

Das einzige Verfahren, dessen sich die "Wissenschaft des Denkens" nach Steiners Worten bedienen kann, ist ein beschreibendes. Wenn es in dieser Wissenschaft also nur Beobachtung gibt, dann ist diese Beobachtung des Denkens ein Richten des Denkens auf die Erfahrung des Denken, oder eine denkende "Betrachtung" der Denk-Erfahrungen mit dem Ziel, das Denken zu beschreiben. Es ist eben das Ziel, das sich Bühler oben in seinen Denkversuchen gesetzt hatte, wenn er sagt, daß die Denk-Erfahrungen auf dem Wege einer "rückschauenden Betrachtung" zu "beschreiben" sind.

Diese Beschreibung ist aber nicht etwa eine bloße Wiederholung des Gedachten, was sie partiell im Rahmen einer Beschreibung vielleicht auch sein kann, sondern besteht darin, es unter beschreibende oder meinetwegen charakterisierende Begriffe zu bringen. Es ist somit eine Selbstbeschreibung des Denkens aus einer Überblicksposition heraus - man könnte auch sagen: der Versuch, sich das Denken mit Hilfe beschreibender Begriffe "anzusehen" oder es "anzuschauen".

Ein Beispiel für eine derartige Beschreibung des Denkens im Rahmen der Erkenntnistheorie ist Steiners Charakterisierung der Gedankenproduktion in den "Grundlinien...": "Wir produzieren einen Gedankeninhalt durchaus nicht so, daß wir in dieser Produktion bestimmten, welche Verbindungen unsere Gedanken einzugehen haben. Wir geben nur die Gelegenheitsursache her, daß sich der Gedankeninhalt seiner eigenen Natur gemäß entfalten kann. Wir fassen den Gedanken a und den Gedanken b und geben denselben Gelegenheit, in eine gesetzmäßige Verbindung einzugehen, indem wir sie miteinander in Wechselwirkung bringen." 99 Was Steiner hier darstellt ist nicht ausgedacht oder logisch erschlossen, sondern die zusammenfassende Darlegung eines Resultats empirischer Denk-Beobachtung; das ist: die Beschreibung von Denk-Erfahrung. Er legt dar, wie sich das Denken "ansehen"  beziehungsweise "anschauen" läßt, oder welche "Ansicht" respektive "Anschauung" man gegenüber der Gedankenproduktion haben kann, wenn man die Erfahrung des Denkens "betrachtet". Eine solche Beobachtung hätte im Prinzip auch von Bühler gemacht werden können, vorausgesetzt, er hätte sich auf diese erkenntnistheoretische Sicht des Denkens verlegt.

Nun können die dergestalt gefundenen beschreibenden Begriffe nicht identisch sein mit jenen, die im beobachteten Denkprozeß zur Erscheinung kommen, sondern es muß etwas zu den unmittelbaren Denk-Erfahrungen hinzukommen, sonst würde sich ein und derselbe Denkvorgang nur partiell oder vollständig wiederholen und nicht beschrieben, sondern lediglich wiedergegeben werden. Die Beschreibung soll vielmehr etwas Allgemeineres, Gesetzmäßiges oder Typisches aussagen oder festhalten, das im einzelnen Denkakt wohl zum Ausdruck kommt, aber nicht nur für diesen einen Denkakt gilt, wie es in der eben zitierten Steinerschen Schilderung einer Gedankenproduktion deutlich wird. Und dazu ist es bei weitem nicht hinreichend, daß dieser Denkakt nur »erfahren« wird, beziehungsweise daß sich dieses Allgemeine oder Typische im einzelnen Denkakt nur darstellt bzw. darin enthalten ist - was ja immer der Fall ist - sondern, und das scheint mir der essentielle Kern der Angelegenheit zu sein, es muß auch entsprechend »gesehen« werden. Das heißt, es bedarf einer eigens darauf ausgerichteten Wahrnehmungsfähigkeit und spezifischer Intuitionen, um das Wesentliche an und in der Denk-Erfahrung auch zu erkennen und unter passende beschreibende Begriffe zu bringen. Die bedeutendsten Denkgesetze bleiben unsichtbar wenn keiner da ist, der sie wahrnimmt oder erkennen kann. Die erforderliche "Sehfähigkeit" gegenüber dem Denken benötigt also nicht weniger Erfahrung, Ausbildung und Intuitionsvermögen wie das für eine rein deskriptive Betrachtung herkömmlicher Sinnesgegebenheiten gilt, und niemand wird wohl ernsthaft behaupten wollen, das Beschreiben des Denkens falle leichter als eine konventionelle Beschreibung - das Gegenteil ist der Fall. Wer diese "Sehfähigkeit" gegenüber dem Denken nicht ausbildet, der hat wohl die mehr oder weniger bewußten Erfahrungen des Denkens - sie können unter Umständen sogar sehr bewußt sein - aber er "sieht" nichts, so, wie ein dermatologischer Laie zwar auch mit klarem Verstand die visuellen Erfahrungen spezifischer Hauterscheinungen haben kann, aber gleichwohl nichts Nennenswertes "sieht", weil ihm die angemessene Ausbildung fehlt und ihm daher die nötigen deskriptiven Intuitionen abgehen. Dem Beobachter fehlen angesichts der außerordentlichen Vielfalt und der scheinbaren Heterogenität seiner Denk-Erlebnisse einfach die Mittel in dieses vielgestaltige Gemisch von Phänomenen seines Bewußtseins so etwas wie Struktur zu bringen. Er sieht buchstäblich den Wald vor lauter Bäumen nicht. Wie sehr die Denk-Psychologie damit zu ringen hat, läßt sich gut an Bühlers Untersuchungsbericht und der dadurch ausgelösten Debatte studieren. Und es dürfte auch keine Frage sein, welche Instanz im Menschen dazu geeignet ist, die Struktur in diesen Erlebnissen zu »sehen« - es ist das Denken.

Ich glaube es kann leicht unbemerkt bleiben, daß wir auch dem Denken gegenüber Intuitionen brauchen, um es beschreiben zu können. Für manchen scheint es fast selbstverständlich zu sein, daß mit der unmittelbaren Erfahrung des Denkens auch dessen deskriptive Begriffe quasi selbstverständlich mitgegeben werden. Das trifft aber nicht zu - es ist so wenig der Fall wie bei gewöhnlicher Sinneswahrnehmung, zumal wenn es sich dabei um relativ neue und fremde Wahrnehmungsgegebenheiten handelt. Ludwik Fleck, um ein Beispiel aus deskriptiver wissenschaftlicher Beobachtungspraxis zu bringen, hat 1935 die Divergenzen in den deskriptiven Begriffen unterschiedlicher Beobachter und die Notwendigkeit gegenstandsspezifischer Beobachterqualitäten sehr gut am Beispiel der Bakterienkulturen und der Dermatologie dargestellt. So schreibt er: "Wenn ich mir ein Mikroskoppräparat anschaue, z. B. Diphtheriekulturen, dann, in der Umgangssprache gesagt, sehe ich allein eine gewisse Menge Striche von gewisser eigentümlicher Struktur (bzw. Färbung), gewisser Gestalt und gewisser Anordnung. Doch ich versuchte vergebens, diese drei Elemente des Bildes so zu beschreiben, um für den Laien mit Worten das Bild dieser charakteristischen Gestalt eindeutig wiederzugeben, wie sie ein geschulter Beobachter sieht, aber die ein Laie anfangs einfach zu sehen außerstande ist. Nach kurzer Zeit jedoch erwerben fast alle Schüler die Fähigkeit, sie wahrzunehmen und gelangen zu (zumindest in einem hohen Prozentsatz) übereinstimmenden Ergebnissen. Man muß also erst lernen, zu schauen, um das wahrnehmen zu können, was die Grundlage der gegebenen Disziplin bildet. Man muß eine gewisse Erfahrung, eine gewisse Geschicklichkeit erwerben, die sich nicht durch Wortformeln ersetzen lassen. Angesichts dessen ist ein vollständiger axiomatischer Aufbau des Wissens unmöglich, weil keinerlei Worte noch Sätze ausreichen, seinen ganzen Inhalt wiederzugeben. Ein solcher Aufbau ist nur dem Fachmann verständlich, für den Laien entspricht er dem gegebenen Wissenszweig nicht. Die Notwendigkeit, den Fachmann vom Laien zu unterscheiden, die Notwendigkeit einer gewissen Erfahrung und eine gewisse Geschicklichkeit zu erwerben, führen einen grundsätzlichen alogischen Faktor in das Wissen ein.

Noch krasser tritt die Notwendigkeit, spezifisch zu schulen, gewisse Gestalten wahrzunehmen, z. B. in der Dermatologie, hervor. Ein Laie auf diesem Gebiet, der irgendwo anders sogar ausgezeichnet beobachtet, sagen wir dazu ein Fachmann in der Bakteriologie, unterscheidet und erkennt Hautveränderungen nicht. Er hört - zumindest anfangs - den Beschreibungen der Dermatologen wie ausgedachten Märchen zu, obwohl der beschriebene Gegenstand vor ihm steht."100

Wenn es nun schon schwierig genug ist, gegenüber visuellen Wahrnehmungen auf geeignete beschreibende Begriffe zu kommen - und wie sollten wir darauf kommen, wenn nicht über Intuitionen? - um wieviel schwieriger wird es dann erst sein, sein Denken mit angemessenen Begriffen zu beschreiben oder anschauen zu können? Es scheint mir nicht zutreffend zu meinen, gegenüber dem Denken sei eine besondere Intuitionsfähigkeit nicht erforderlich, da mit dem unmittelbaren Wissen um die Denkhandlungen des Ich und um die begrifflichen Bezüge und Zusammenhänge im aktuellen Denken, den sich selbst erklärenden Begriffen, ja alles Nötige gegeben und alles Wesentliche auch vorliege, das man nur aufnehmen und irgendwie wiedergeben müsse. Diese Auffassung, so sie denn bestehen sollte, wäre kaum akzeptabel. Sie scheint sich aber irgendwie aufzudrängen durch Steinersche Formulierungen, wie sie etwa in den "Grundlinien..." (GA-2, S. 47) anzutreffen sind: " ... beim Gedanken weiß ich genau, daß das, was er mir zuwendet, zugleich sein Alles ist, daß er als in sich vollendete Ganzheit in mein Bewußtsein eintritt." Oder (S. 47 f.): "Auf der ersten Stufe der Weltbetrachtung tritt uns die gesamte Wirklichkeit als zusammenhangloses Aggregat entgegen; das Denken ist innerhalb dieses Chaos eingeschlossen. Durchwandern wir diese Mannigfaltigkeit, so finden wir ein Glied in derselben, welches schon in dieser ersten Form des Auftretens jenen Charakter hat, den die übrigen erst gewinnen sollen. Dieses Glied ist das Denken. Was bei der übrigen Erfahrung zu überwinden ist, die Form des unmittelbaren Auftretens, das gerade ist beim Denken festzuhalten.". Hier kann tatsächlich der Eindruck entstehen, man müsse lediglich das, was man da vor sich hat, festhalten und wiedergeben und dazu sei eine über das erfahrene Denkgeschehen hinausgehende spezifische Denkleistung oder Intuition nicht erforderlich. Ich meine aber, das ist nicht so. Ich meine auch, daß wohl die allerwenigsten in der Lage wären, das so zu sehen, wenn sie es nicht bei Steiner schon gelesen hätten. Und viele sind vielleicht noch weit davon entfernt es so zu sehen, obwohl sie es schon oft gelesen haben. Und das liegt nicht unbedingt daran, daß sie nicht denken können oder wollen, so wenig wie beim dermatologischen Laien der Wahrnehmungsmißerfolg daran liegt, daß er nicht genau genug hinschaut. Es muß etwas hinzukommen, was Ludwik Fleck oben den "alogischen Faktor" des Wissens nennt. Das ist etwas, was mit speziellen Begabungen und Persönlichkeitskonstituenten zu tun hat. Ich möchte in dieser Arbeit nur soviel zu der Angelegenheit sagen, daß dieser alogische Faktor offenbar etwas mit Kreativität und schöpferischer Phantasie zu tun hat und hier ein sachliches Bindeglied besteht zu dem, was Steiner "Imagination" nennt.

Betrachten wir als exemplarischen Fall nur einmal die Kennzeichnung der Denk-Erfahrung als "reine Erfahrung", wie sie Steiner in den "Grundlinien ..." entwickelt. Oder nehmen wir das Steinersche Beispiel einer Gedankenproduktion von vorhin, oder die Aussage von eben: "... beim Gedanken weiß ich genau, daß das, was er mir zuwendet, zugleich sein Alles ist, daß er als in sich vollendete Ganzheit in mein Bewußtsein eintritt.". Diese Kennzeichnungen sind ohne Zweifel deskriptive Charakterisierungen des Denkens und verlangen entsprechendes Intuitionsvermögen, um überhaupt darauf zu kommen. Wie sollte ich sonst zur Einsicht gelangen: "... beim Gedanken weiß ich genau, daß das, was er mir zuwendet, zugleich sein Alles ist, daß er als in sich vollendete Ganzheit in mein Bewußtsein eintritt.", wenn ich nicht über meine Denk-Erfahrungen reflektieren würde und Entsprechendes zu diesen Erfahrungen hinzubrächte. So a priori weiß ich das nämlich gar nicht, daß der Gedanke als in sich vollendete Ganzheit in mein Bewußtsein tritt - das muß ich mir erst einmal klar machen, und das ist wahrlich keine intellektuelle Fingerübung wie das kleine Einmaleins. Diese Einsicht ergibt sich doch nicht in einer Art Erkenntnisautomatismus während oder aus der bloßen Erfahrung des Denkens, und sei sie noch so bewußt, ohne zusätzliche energische Denkarbeit und entsprechende Intuitionen. Oder schauen wir schließlich auf das Steinersche Konzept "Begriff", das immer wieder in seinen philosophischen Grundschriften aus den verschiedensten Blickwinkeln erläutert, durchdrungen und argumentativ gegen widerstreitende Ansichten rechtfertigt wird. Wie anders sollten sich diese Beschreibungen ergeben können, wenn nicht aus der denkenden Betrachtung von Denk-Erfahrungen? Und wie schwierig solche Beschreibungen sind, können wir daran ermessen, daß selbst Steiner auf die Vorarbeiten des genialen Erkenntnistheoretikers Volkelt (und implizit natürlich auf weit mehr) zurückgreift, um die Sache voranzubringen. Welcher philosophisch gebildete anthroposophische Freund - Hand aufs Herz - würde sich wohl zutrauen, in originärer Weise auf dem Wege der Beobachtung zu derartigen Beschreibungen des Denkens zu gelangen, selbst wenn ihm die Arbeiten Volkelts oder des deutschen Idealismus - etwa J. G. Fichtes - gut bekannt wären und wenn er selbst hinreichend Erfahrungen in meditativer Praxis hätte?

Und damit stehen wir bezüglich der Erkenntnis des Denkens in mancher Hinsicht erst am Anfang. Wir haben zum Beispiel mit der Beschreibung des Denkens als "reine Erfahrung" - sehr verkürzt gesprochen - zunächst etwas über einen Erfahrungsprozeß und sein Verlaufsgesetz ausgesagt insofern, als das Denken die einzige Erfahrung bzw. der einzige Prozeß überhaupt ist, der in der "reinen" Erfahrungsform sein Verlaufsgesetz zeigt. Diesen Prozeß nennen wir "Denken" und man könnte das in gewisser Weise sogar als eine Art basaler Kennzeichnung von Denken überhaupt, als ein definitorisches Kriterium betrachten. Damit hätten wir - wenn wir so wollen - ein ganz grundlegendes Gesetz des Denkens vor uns. Nun enthält das Denken aber noch ganz andere, vielleicht zu sagen: speziellere Gesetze und diese Gesetze des Denkens müssen auch »gesehen« werden. Sie können aus dem Grundgesetz des Denkens nicht einfach logisch hergeleitet werden, sondern man muß sie auf dem Erfahrungswege finden. Ich denke etwa an solche, die etwas über das Verhältnis des Denkens zur Persönlichkeit des Denkers aussagen - z. B. daß ich die Gedanken nicht nach subjektiver Willkür, sondern nach Maßgabe ihres Inhalts verbinde. Oder nehmen wir die Beobachtungsgesetze des Denkens, die doch offensichtlich auch »Gesetze« des Denkens sind. Beispielsweise Steiners Beobachtungsverdikt gegenüber dem aktuellen Denken. Oder nehmen wir den erkenntnistheoretischen Sachverhalt, daß das Denken direkt nur vom Denken beobachtet werden kann: ist nicht auch hierin ein »Gesetz« des Denkens zu sehen? - das Selbstbeobachtungsgesetz des Denkens und in erweiterter Form: das Selbsterklärungsgesetz des Denkens - das doch offenbar dieselbe unumstößliche Gesetzesdignität hat wie eine logische Regel.

Diese Gesetze des Denkens müssen wir als Gesetze erst entdecken, indem wir uns beobachtend dem faktischen Denkgeschehen gegenüberstellen. Sie liegen nicht einfach plakativ da, so daß wir sie bloß aufzuheben hätten, und sie fallen nicht unserer Einsicht wie von selbst zu, sondern sie stellen echte, mühsam erworbene, und zwar empirisch erworbene, Erweiterungen unseres Wissens über das Denken dar.

Und hat das Gesetz, daß das Denken unmittelbar nur vom Denken beobachtet werden kann, nicht einen ähnlich apodiktischen Status wie die Gesetze der Logik? Ist Steiners Behauptung von der Unbeobachtbarkeit des gegenwärtigen Denkens nicht von derselben unwiderleglichen Gewißheit wie sie beispielsweise für mathematische Urteile gilt? Und ist die Aussage, daß wir die Gedanken nach Maßgabe ihres Inhalts verbinden und nicht nach subjektiver Willkür, nicht ähnlich unverbrüchlich wie der Satz vom ausgeschlossenen Dritten oder die Gewißheit, mit der wir die Schlußfolge bilden: »Wenn A=B; und wenn B=C; dann ist A=C«? Beiläufig gesagt heißt das auch, daß wir zu echten »wissenserweiternden« Erfahrungserkenntnissen kommen können, die nicht nur wahrscheinlich oder möglicherweise gelten, sondern die apodiktisch gelten, und zwar nicht nur kraft der logischen Form, indem wir analytische Urteile fällen und aus einem Oberbegriff etwas deduzieren, sondern indem wir neue Begriffe bilden. Wir können offensichtlich diesen Gültigkeitsstatus von empirischen Denk-Beschreibungen mit dem von logischen Gesetzen vergleichen. Das scheint auf eine methodische Verwandtschaft hinzudeuten zwischen dieser Art von Denk-Beschreibung und jener, die dem Auffinden logischer Gesetze zugrunde liegt. An dieser Stelle dürfte sich daher auch die Richtung andeuten, in die zu gehen ist, um eine Antwort auf die Frage zu finden, auf welchem Wege wir die Gesetze der Logik finden, und ob und in welchem Sinne die Logik eine Erfahrungswissenschaft zu nennen ist oder nicht. 101

Diese Gesetze des Denkens (auch die logischen) erfassen wir doch erst über deskriptive Intuitionen als Resultat einer denkenden Betrachtung von Denk-Erfahrungen. Diese Gesetzmäßigkeiten des Denkens, wenn wir sie erkannt haben, liegen uns in begrifflicher Form vor und regeln entsprechend dann den Verlauf unseres Denkens, wenn wir diese Begriffe fassen. Aber bevor das möglich ist, müssen wir sie als Gesetze überhaupt erst finden, das heißt: wir müssen das Denken »erkennen«, was eben bedeutet, daß wir die Erfahrung des Denkens denkend durch die entsprechenden beschreibenden Begriffe ergänzen.

Auf diesem Wege kommen wir zu einem Begriff des Denkens oder zu einer entsprechenden Theorie. Oder in der Steinerschen Wortwahl: Man kommt zu einer "Anschauung" des Denkens. Und da diese Erkenntnis des Denkens eine ausschließliche Selbsterklärungsleistung des Denkens auf der Grundlage empirischer Erfahrungen des Denkens ist, kann Steiner auch sagen, daß sich das Denken selbst "trägt": "Wer nötig findet, zur Erklärung des Denkens als solchem etwas anderes herbeizuziehen, wie etwa physische Gehirnvorgänge, oder hinter dem beobachteten bewußten Denken liegende unbewußte geistige Vorgänge, der verkennt, was ihm die unbefangene Beobachtung des Denkens gibt. Wer das Denken beobachtet, lebt während der Beobachtung unmittelbar in einem geistigen, sich selbst tragenden Wesensweben darinnen. Ja, man kann sagen, wer die Wesenheit des Geistigen in der Gestalt, in der sie sich dem Menschen zunächst darbietet, erfassen will, kann dies in dem auf sich selbst beruhenden Denken." 102 Das heißt doch soviel wie: wenn wir das Denken denkend betrachten (= beobachten), dann ist die betrachtende Tätigkeit von demselben Wesen wie die betrachtete. Und dieses Wesen erklärt sich selbst auf dem Wege einer Selbstbetrachtung oder Selbstanschauung indem es sich selbst beschreibt mit Begriffen, die es in sich selbst findet. Die Mittel für diese Selbstbeschreibung nimmt es ausschließlich aus sich selbst und von nirgendwo anders her, von daher beruht es auf sich selbst. Und wenn wir das Denken denkend betrachten, d.h. über unsere Denk-Erfahrungen nachdenken, dann leben wir während dieser Betrachtung in einem "geistigen Wesensweben". Dieses geistige Wesen webt an seiner eigenen Selbsterklärung oder Selbstbeschreibung und das erleben wir während der Beobachtung.

Das Erfassen der Wesenheit des Geistigen besteht demnach "zunächst" in dem sich selbst betrachtenden und beschreibenden Denken, und das hat - für manchen vielleicht etwas enttäuschend - überhaupt nichts von sensationellem Okkultismus an sich, sondern ist ein nüchternes Fazit erkenntnistheoretischer Recherche. Man könnte dementsprechend sogar sagen: in dem Maße, wie kognitive Psychologen ihr Denken wirklich rein phänomenologisch beobachten und beschreiben und sich nicht gleich von theoretischen Vorwegannahmen informationstechnischer oder neurobiologischer Art blenden lassen, sind sie angehende Okkultisten, ohne es zu wissen.

Um es noch einmal anders zu wenden: das Beobachten kann nicht darin bestehen, den Denkprozess bloß zu »erfahren« oder seiner inne zu sein, sondern es muß mehr sein. Bernhard Kallert hat mit Blick auf das obige Steinerzitat gesagt, die Logik sei die einzige Wissenschaft, in der das »Prinzip der Erfahrung in seiner extremsten Bedeutung angewendet werden könne«. Sie sei eine "rein beschreibende und allein mit Recht »positivistische« Wissenschaft."103 Falls wir unter der "extremen Anwendung des Erfahrungsprinzips" ein Rekurrieren der Logik auf die reine Denk-Erfahrung verstehen sollten, wäre Kallerts Ansicht zutreffend. Die Logik oder auch die Erkenntnistheorie hätte es dann mit der reinen Denk-Erfahrung als ihrer empirischen Beobachtungsbasis zu tun und beschreibt entsprechend ganz im Sinne einer "Wissenschaft des Denkens", was sich dort ergibt. Anders würde sich die Sache darstellen, wenn Kallert das Verfahren von Logik oder Erkenntnistheorie selbst als "reine Erfahrung" begreift. Ob er dieser Auffassung ist oder nicht, läßt sich seinen Worten nicht zweifelsfrei entnehmen, denn über die Herkunft und Beschaffenheit jenes Plus, das die Beschreibung zur "reinen Erfahrung" hinzubringt, äußert er sich nicht mehr. Es scheint mir aber einsehbar zu sein, daß man zu der oben zitierten, von Steiner angeführten erkenntnistheoretischen »Beschreibung« einer Gedankenproduktion nicht kommen könnte, wenn man bei der bloßen Erfahrung des Denkens stehenbliebe - man muß schon über sie hinausgehen und zwar in dem Maße, als man die entsprechenden Erfahrungen unter beschreibende Begriffe bringt, die sich weder unweigerlich von selbst einstellen, noch immer anstandslos zutreffend sein müssen. Zu betonen ist dabei allerdings, daß man lediglich über die "unmittelbare Erfahrung" des Denkens hinausgehen muß, man verbleibt aber bei diesem Hinausgehen im Elemente des Denken selbst, das man ja an keiner Stelle durch die Beschreibungsbemühungen verläßt, denn die Leistung der Beobachtung oder der Beschreibung ist ja ihrerseits eine Denktätigkeit.

Sollten wir also meinen, die Methode von Logik und Erkenntnistheorie bestünde in der "reinen Erfahrung" des Denkens, dann hätten wir den beobachtenden Charakter dieser beiden Wissenschaften aus den Augen verloren, der notwendig zum Beschreiben des Denkens gehört. Während die "reine Erfahrung" des Denkens lediglich im erfahrenen Vollzug des Denkens besteht, wo das Denken selbst weder beobachtet noch beschrieben, sondern einzig »erfahren« wird, machen Beobachtung und Beschreibung einen Schritt über das »reine Erfahren« hinaus und betrachten das lediglich Erfahrene jetzt mit Hilfe beschreibender Begriffe - sei es, daß die erforderlichen deskriptiven Begriffe noch zu eruieren sind, oder sei es, daß bereits vorhandene Begriffe des beschreibenden Typs auf die Denk-Erfahrung anwendet werden.

Die Methode der Logik ist also keineswegs mit der "reinen Erfahrung" des Denkens gleichzusetzen, sondern sie wendet das Denken auf das Denken an - genau gesagt: auf die Denk-Erfahrung. Bliebe die Logik bei der reinen Erfahrung des Denkens stehen, dann käme sie nie dazu logische Begriffe zu bilden. Und bliebe die Erkenntnistheorie bei der "reinen Erfahrung" des Denkens stehen, so käme sie niemals zur Anerkenntnis der Tatsache, daß es eine "reine Erfahrung" des Denkens gibt. Die erkenntnistheoretische Kennzeichnung der Denk-Erfahrung als "reine Erfahrung" des Denkens ist bereits ein Resultat beschreibender Beobachtung und der Begriff der "reinen Denk-Erfahrung" ein deskriptiver. Diese Anerkenntnis setzt eine Selbstverständigung des denkenden Bewußtseins mit sich selbst voraus - die Charakterisierung der "reinen Erfahrung" des Denkens als "reine Denk-Erfahrung" ist somit nur möglich auf dem Wege einer Beobachtung oder denkenden Betrachtung des Denkens, die sich auch als eine reflektierende Versenkung des Denkens in die Denk-Erfahrung bezeichnen ließe und entsprechend ein meditatives Gepräge hat. Die "Beschreibung des Denkens" ist also nicht ausschließlich erfahrener Vollzug des Denkens, sondern eine Beschreibung spezieller Eigentümlichkeiten, Wesensmerkmale oder Formen dieses Vollzuges. Sie setzt demnach die Beobachtung des Denkens voraus und sie setzt entsprechende Intuitionen voraus, um das Denken unter deskriptive Begriffe zu bringen. Man könnte - an dieser Stelle ungeschützt, weil nicht weiter belegt - dieses denk-beschreibende Denken in Anlehnung an Steiners Sprachgebrauch ein "intuitives Denken" nennen. Das wäre ein auf die Denk-Erfahrung gerichtetes, beobachtendes Denken, welches gegenüber seinem Beobachtungsgegenstand die entsprechenden deskriptiven Intuitionen ausbildet beziehungsweise anwendet. (Näheres dazu siehe in Kapitel 9.1)

Die Beschreibung des Denkens kann darüber hinaus auch nicht gleichbedeutend sein mit der einfachen Reflexion eines Denkbegriffes. Sie kann nicht einzig und allein ein Denken über das Denken - oder präziser gesagt: ein Denken über einen irgendwie und irgendwo vorhandenen Begriff des Denkens oder auf der Grundlage eines solchen Begriffes - sein, sondern muß ein Begriffe bildendes und auch anwendendes Denken über tatsächliche Denk-Erfahrungen sein. Ein Denken über das Denken, das sich nur an einen Begriff des Denkens und nicht an seine reale Erfahrung hält, kann im Erklügeln oder Ausspinnen von rein metaphysischen oder schlechtweg irrealen Gedankenkonstruktionen bestehen, für die es kaum eine konkrete Denk-Erfahrungsgrundlage gibt, oder wo dieser Bezug verloren gegangen ist. Ein solches Denken, das sich nur an die "halbe Wirklichkeit" eines Denkbegriffes hält, kann sich in ein Wolkenkuckucksheim der Theorien versteigen oder zu einer reinen Begriffsmetaphysik entwickeln. Derartige Gedankenkonstrukte könnten im Extremfall in ein beeindruckend intelligentes, aber letztendlich leeres und nichtssagendes Wort- und Begriffsgeklapper ausarten, das nichts weiter ist als ein elitäres Glasperlenspiel mit erfahrungsfremden Denkmöglichkeiten. Gerade die Anbindung an die Denk-Erfahrung ist aber das entscheidende Kennzeichen einer Beschreibung des Denkens; darin besteht ihr empirischer Charakter. Metaphysische Gedankenkonstrukte über das Denken mögen auf rein logischem Wege gewonnen und durchaus schlüssig erscheinen - allein es gilt hier wie bei jeder anderen Erfahrung, daß Logik und logische Schlüssigkeit allein kein Garant für die empirische Gültigkeit von Urteilen sein können. Sie sind eine notwendige aber durchaus nicht hinreichende Bedingung für deren Geltung. »Anbindung an die empirische Denk-Erfahrung« heißt demnach auch, daß die Beschreibung des Denkens jederzeit am konkreten Denken überprüfbar ist und auch sein muß, wie das für jede andere Erfahrungswissenschaft gilt.

Von der anderen Seite betrachtet: es könnte das beobachtende Denken kaum etwas beschreiben, wenn es keine entsprechenden Erlebnisinhalte hätte. Wären diese Erlebnisse oder Denk-Erfahrungen nicht da, dann hätten wir es nicht mit Beschreibungen sondern mit Schlußfolgerungen oder denkpsychologischen respektive metaphysischen Konstrukten oder Hypothesen zu tun. Das Hervorbringen von Beweisen oder Begriffen muß umittelbar gegeben sein, wie Steiner auf S. 59 in "Wahrheit und Wissenschaft" fordert. Es muß als Erfahrungstatsache gegeben sein, die anschließend aus je verschiedenen Gesichtswinkeln zu beschreiben ist.

Der Gesichtspunkt der Erfahrungsanbindung der Denk-Beobachtung scheint mir übrigens jener zu sein, der am leichtesten einer Kontrolle entgleitet und ist damit auch der heikelste Punkt dieser Beobachtungsmethode. Ja es scheint noch nicht einmal klar zu sein, daß man überhaupt auch über Denk-Erfahrungen denken kann, wie der fehlende Hinweis auf diese Möglichkeit bei Peter Schneider unverkennbar zeigt. Die Übergänge von echter Beobachtung zur Gedankenspekulation, zu metaphysischen Gespinsten und logischen Konstrukten oder zu gedanklichen Deduktionen und Glasperlenspielen sind offensichtlich fließend und auch nicht ohne weiteres zu erkennen, am wenigsten für den Rezipienten entsprechender Darstellungen aber oft wohl noch nicht einmal für den vermeintlichen Denkbeobachter, zumal, wenn der selbst nicht genau weiß, was diese Beobachtung überhaupt sein soll. Nicht alles, was sich daher »seelische Beobachtung des Denkens« nennt, muß auch auf tatsächlicher Erfahrung beruhen sondern erweckt oft den Eindruck, als sei es nur ein konstruktives oder deduktives Fortspinnen von logischen Denkmöglichkeiten, wobei logische Gründe mit Erfahrungsgründen gleichgesetzt werden.

Auf der anderen Seite wäre es freilich abwegig, Erfahrungsaussagen über das Denken, nur weil sie uns persönlich mangels Kompetenz nicht erreichbar und damit überprüfbar sind, als intellektuelles Kabarett zu etikettieren. Die hiermit markierte Misere ist sowohl aus der Psychologie der Selbstbeobachtung wie aus der Denkpsychologie bestens bekannt. Ich meine, daß jede wesentliche Beobachtungsaussage über das Denken zumindest mit einem entsprechenden prozeduralen Hinweis zu versehen ist, warum der Beobachter zu seinem Befund kommt und auf welchem konkreten Wege sich seine Aussage überprüfen läßt. In den empirischen Wissenschaften ist das üblich und was von den klassischen Erfahrungswissenschaften mit Recht eingefordert wird, kann von einer Erfahrungswissenschaft des Denkens nicht ausgeklammert werden - auch nicht von einer anthroposophischen. Eine Darlegung über das Denken, die eine solche Angabe nicht enthält, ist daher so lange mit dem Status der »Empiriefreiheit« zu versehen, bis eine angemessene Verfahrensangabe vorliegt, denn die Beweislast liegt auf Seiten des Beobachters und nicht auf Seiten des Empfängers entsprechender Erklärungen. Der majestätische oder pastorale Hinweis, es sei so, wie behauptet und der Leser habe selbst zu prüfen, reicht keinesfalls aus. Der "Experimentator" hat eine Bringeschuld und Plausibilisierungsverpflichtung gegenüber dem Adressaten seiner Untersuchung, nicht aber hat der Rezipient apriori die Aufgabe kaum verdeutlichte Beobachtungsaussagen einer Prüfung zu unterziehen. Letzteres obliegt ihm dann, wenn eine entsprechende prozedurale Angabe vorliegt. Eine anthroposophische Theorie der Denk-Beobachtung müßte sich eigentlich mit diesem Sachverhalt irgendwann einmal ernsthaft befassen.

Damit wir einen Beweis - etwa nach dem Schema durchgeführt: »Wenn A=B und wenn B=C, dann ist A=C« - beschreiben können, dann müssen wir ihn also zunächst vollziehen. Erst, nachdem wir das getan haben, können wir uns anschauen, wie wir es gemacht haben und die Eigentümlichkeiten dieses Denkvorganges studieren. Daß dies nicht »während« des Vollzuges geht ist klar, denn unser Prozeß muß ja erst einmal sein Strukturmoment oder seine Gestalt gezeigt haben, also beendet sein, bevor wir treffende beschreibende Begriffe für ihn finden. Sonst würden wir nicht den ganzen Denkvorgang beschreiben, sondern nur einen halben oder noch weniger. Es ist aber durchaus möglich, daß wir uns einen derartigen Denkprozeß auf dem Wiederholungswege immer wieder neu anschauen und ihn dabei gewissermaßen experimentell in kleinere Einheiten zerlegen, indem wir etwa näher untersuchen, wie es sich auf der Ebene der Denk-Erfahrung darstellt, wenn »A=B«, bis wir die gewünschte Klarheit über spezielle Eigenarten dieses Vorgangs erreicht haben. Oder wir tauchen dabei mehr in die Tiefe des seelischen Erlebens des Denkens und sehen zu, was sich dort erfahren läßt. Doch auch hier gilt, daß eine Beobachtung erst möglich ist, wenn uns die untersuchten Bestandteile auch vorliegen. Wir können ja auch - wenn wir eine Parallele aus der gegenständlichen Beobachtung heranziehen - einen Steinwurf erst dann beschreiben, wenn der Wurf uns in Gänze vorliegt. Entsprechend können wir auch diesen Wurf analytisch-experimentell in einzelne Phasen zergliedern aber auch diese müssen in jedem Fall für die Beobachtung erst vorliegen, bevor sie beschreibbar sind. Mit der Beobachtung des Denkens kann es sich im Prinzip nicht anders verhalten wie mit der Beobachtung im gegenständlichen Bereich. Beobachten läßt sich selbstverständlich nur, was da ist oder vorliegt. Warum und wie sollte oder könnte das Denken davon eine Ausnahme machen?

Während das Denkgeschehen beim Erfassen eines Wurfes - sehr schematisch betrachtet - indessen nur einen in sich zusammenhängenden Denkvorgang benötigt, brauchen wir zum Beschreiben des Denkens - auch etwas holzschnittartig gesehen - aus verständlichen Gründen mindestens zwei verschiedene Denkakte. Den Denkakt, den wir beschreiben wollen, und einen Denkakt, mit dem wir den ersten beschreiben beziehungsweise mit dessen Hilfe wir die beschreibenden Begriffe für den ersten finden.

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